Die Neue in der Klasse

Nur ein Wasser?
Okay. Ich holte ein zwei Gläser aus der Bar.
"Wie sprudelig und mit oder ohne Eis? Zitrone dazu?"
Während ich das fragte sammelte ich die
Sachen für mein Lieblingsgetränk zusammen.
Deep in the Shadow hieß das Gemisch. Das
besondere war, nur die Flüssigkeit außen schwarz
wirkte. Innen war es Blutrot. Und furchtbar lecker.
Er sagte mir, was er wollte und sofort stellte ich
es vor ihn.
"Du brauchst keine Angst zu haben." Beschwichtigte
ich ihn. "Du stehst unter meinem Schutz. Wobei,
jetzt sieht es noch keiner."
Langsam ging ich um den Tresen herum und
kam vor ihm zu stehen.
"Ich werde dir für jetzt das wirksamste Siegel
aufdrücken, dass dich selbst vor Schaden von
Schatten schützt. Wenn du willst, kannst du es
auch behalten. Es ist sehr stark und kann nur
von mir gebrochen werden. Es würde dich auch
ewig vor der Macht meiner Leute schützen."
Er konnte sich es später noch überlegen, ob er
es behalten wollte, aber für die Zeit hier brauchte
er es. Selbst einer der Diener würde ihn ohne
Angreifen.
Zärtlich strich ihm die Haare aus der Stirn, beugte
mich nach vorne und hauchte einen Kuss auf
seine Stirn. Der Grund für das Siegel war geschaffen.
Ich zog mich langsam zurück und schaute in
seine strahlenden dunkelblauen Augen. Mein
rechter Zeigefinger beendete wie von selbst
die Arbeit und schloss das Siegel.

Ich fiel, und trotzdem lag ich immernoch auf dem Sofa. Spürte das
leichte Gewicht von Tahllys Körper, die Wärme, die sie ausstrahlte,
ihre Küsse.
Und trotzdem war ich nicht ganz da seit ihrem Kuss. Ich fiel, spürte
Schmerz. Außerdem war da diese gewisse leere, die aber nicht über
mein Glück hinwegtäuschen konnte.
Thalita, die nur wenigen die Rechte gab, sie zu berühren, küsste
mich. Wie lange hatte ich darauf gehofft, aber nie erträumen konnte.
Und selbst wenn ihre Küsse brutal und aggresiv waren, waren sie
perfekt.

Ungläubig starrte ich Decius an.
"Herrin?" Meine Frage klang ein wenig gereizt - und ungläubig.
Dann drehte ich mich zu dem Rat um. Ihre ach so schön schil-
lernden Flügel klebten immernoch an ihrem Rücken wie zwei
Plastikflügel aus dem Kostümhandel.
Meine selbtbewusste, wütende und böse Seite zeigte sich.
"Sie sind also seine Meisterin? Ist es eigendlich nicht Ihre Auf-
gabe Euren Schüler zu beschützen? Nein?" Wie immer, wenn
ich wütend war, fingen sich sachen in meiner Umgebung zu ver-
färben. Der Flecken Straße auf dem wir standen wurde erst gift-
grün, dann gelb, pink, violett, blau. Es wechselte alle paar
Momente.
Seid ich das Bild eines Schreckenlords - ein Dämon der speziellen
Sorte, die menschlich aussah, aber nur anders gefärbt - gesehen
hatte, verfärbte ich mich genauso, wie sie aussahen, wenn ich
wütend wurde. Irgendwie passend.
Rote Haut, die mit wunderschön verschnörkelten schwarzen Mus-
tern durchzogen war. Rote Iris, der Rest des Auges schwarz.
Die Haare ebenfalls rot mit schwarzen Strähnchen. Eigendlich
sah es hübsch aus, auf eine gruselige Art und Weise.
"Dieser Engel... Decius wurde von mir auf der Straße liegen
aufgefunden und ich brachte ihn zu einer befreundeten Heilerin.
Sie sagte mir später, dass er an der Wunde hätte sterben
können. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich beschütze
Wesen wie uns!"
Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wieso ich wütend war, aber ich konnte
nichts dagegen tun.
Sandra starrte mich nur kalt an.

Ich bedachte Ice mit einem
bösen Blick. Sie hatte es meiner
Meisterin erzählt. Es war untersagt,
sich während seiner Aufgabe von
jemandem helfen zu lassen. Mein
Blick wandte sich unsicher zu meiner
Herrin. Sie starrte Ice nur kalt an.
Meine Augenbrauen zogen sich in
die Höhe. Der Boden wechselte die
Farbe? Ich wandte mein Gesicht wieder
Ice zu. Ihre Haare waren rot, mit
schwarzen Strähnchen. Ihre Augen
rot und schwarz. Ihre Haut ebenfalls
rot mit schönen, schwarzen Mustern.
Sie war wütend. Ihre Aura wirkte aufgeladen.

"Mate", probierte ich das Wort
noch einmal leise aus. Ich lächelte
zufrieden. Dann wandt ich mein
Gesicht Chris zu und gab ihm einen
Kuss.

Plötzlich klebte Yu mit dem
Gesicht an der Scheibe. Ich
schaute auch raus. "Wer ist
Ice?",fragte ich.

Ich hatte auf Angst gehofft, als
er "fiel". Da war nichts dergleichen.
Bloß extreme Glücksgefühle. Aber
die waren auch sehr stark. Ich nahm
mir sein Glück, übertrug es auf mich
selbst. Es fühlte sich gut an. Ein
seliges Lächeln legte sich auf meine
Lippen.

Auf einmal sickerte das Rot aus
meinem Blickfeld. Ich sah wieder
dreidimensional. Meine Lippen
hielten inne, Vex zu küssen.
Ich war wieder voll und ganz bei
mir. Die vorherige Nervosität schien
runtergeschraubt. Vex schien woanders
zu sein. Das musste mein Verdienst
gewesen sein. Erst jetzt sah ich die
vielen Bisswunden. Einige Wunden
waren tiefer, als andere.

"Vex?" Ich legte eine Hand auf seine
Wange.

Ich seufzte seelig.
"Tahlly."
Lächelnd seufzte ich noch einmal.
Zu etwas anderem war ich gerade
nicht fähig.

Als sie immernoch nichts sagte, ging es mit mir durch.
Wenn man mich mit drei Wörtern beschreiben sollte,
dann würden die meisten Temperamentvoll, Crazy und
Liebevoll sagen (ich habe schon einemal meine Freunde
gefragt und da kam das raus).
Und mein Temeperament zeigte sich in dem Moment.
"Du eingebildete Schlampe! Ich wusste, dass Du kalt
bist, aber so kalt? Da kann man sich ja Erfrierungen
holen!" Und schon kam Farbe ins Spiel. Die Farben pul-
sierten auf ihr, verschiedene Muster huschten auf ihrer
Haut herum. "Ich habe in meinem kurzen Leben noch
nie so eine feige Schlampe gesehen, die jemanden,
der einem vertraut, ohne mit der Wimper zu zucken zu
sterben lassen würde." Ich schrie. Wirklich laut.

Mein Haupt blieb geneigt.
Leise, fing ich an, meine Bitte vorzutragen:
"Meister. Ich sehe Euren Schmerz und ... Euren Hass.
Gegen den Hass kann ich nichts machen, jedoch ...
bei Eurem Schmerz könnte ich Euch helfen. Bitte lasst
mich Euch helfen."

Ich schlug Dorian leicht auf die Schulter.
"Lass mich. Ich bin halt ein logisches Wesen."
Dann blickte ich ihm tief in die Augen.
"Wer hätte das gedacht? Ein Schatten und ein Dämon.
Beide Wesen dafür bekannt brutal und unnachgiebig
zu sein, und wir beide wehren uns gegen unsre Natur."
Kurz schloss ich meine Augen und seufzte.
"Nur hoffe ich, dass mich niemand in meiner jetzigen
Form erkennt."
In einer zärtlichen Geste strich ich meinem Dämon durch
seine Haare.
"Schneeweiße Haare."
Ein leicht trauriges Lächeln breitete sich auf meinen
Lippen aus.
"In meiner eigendlichen Form passe ich viel besser zu
dir."

"Ach du... sie hat sich 'verwandelt'. Meine Güte muss sie sauer sein.
Aber wieso?"
Da ich das ganze ein wenig länger beobachten wollte, behielt ich die
Ampel dank meiner magischen Kräfte auf rot.

"Ice und ihr Bruder Vex sind gute Freunde von uns.
Sie sind Vampire."
Ich grinste breit.
"Wir können ja mal irgendwann zusammen ins Eis-
kalt gehen. Das ist Vex' Club. Ziemlich cool dort."
Besorgt hörte ich, wie Yu etwas von Ice' Verwandlung
sagte. Es war keine richtige Verwandlung, aber jedes
mal, wenn sie wütend wurde, verlor sie leicht die
Kontrolle über ihre Kräfte.

Pure Glücklichkeit. Vollkommenes
Wohlbefinden. Vex ging es gut.
Wirklich gut. Mit hochgezogenen
Augenbrauen beobachtete ich sein
seliges Lächeln. Nach einigen
Augenblicken begann ich ebenfalls
zu lächeln. Seine Glücklichkeit tat
gut. In diesem Moment erfüllte sie
mich. Ich legte meinen Kopf auf
seine Brust.

Ich war wie eingefroren. Ice hatte meine
Herrin eine Schlampe genannt. Sandra
mochte unberechenbar sein, aber ich
war mir ziemlich sicher, dass Ice nun
so gut wie erledigt war. Das war wirklich
nicht schlau von ihr gewesen.

Jetzt war ich also gegen die Schatten
geschützt. "...Danke." Ich wusste nicht
so recht was ich sagen sollte. Also
nahm ich mein Glas und trank etwas.

"Es wird dich niemand erkennen.
Und falls doch, dann bin ich da."
Ich gab ihr einen zärtlichen Kuss.
"Niemand wird dir auch nur ein
Haar krümmen." Ich küsste sie
nochmals auf ihre weichen Lippen.
"Du bist perfekt, Süße."

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