Lovestory... Felizitas meets Neon

Mein Gott, mir war Schwindelig.
Ich schüttelte meinen Kopf auf Felizitas' Frage und machte eine wegwerfende
Bewegung. "Mir geht's gut." Tat es zwar nicht, aber das tat nichts zu Sache.
Wahrscheinlich brauchte ich wieder eine neue Ladung Blut.
Mit einem Seufzen betrachtete ich die Hexe, dann drehte ich mich zu den
Magierinnen. "Hättet ihr ein T-Shirt und eine Hose, die ihr ihr borgen könntet?
Wir sind zu Fuß hier, und es könnte ein wenig Aufsehen erregen..."Ich räusperte
mich und warf einen bedeutungschwangeren Blick auf Felizitas.
"Ja, ja natürlich. Komm mit." Sagte Yuna Ailin und verschwand dann hinter einer
Tür.
Meine Micina zögerte zuerst und blickte dann an sich herab. Sie stand auf
und trottete der jungen Magierin hinterher.

Es war zu hundert prozent klar, dass er log. Genau so wie ich vorhin.
Ich konnte es an seiner Körpersprache erkennen. Seine Stimme
spielte zwar Unbekümmerheit mit, aber sein Körper sagte etwas
ganz anderes. Aus diesem Grund, wollte ich auch nicht mit der
einen Frau mit gehen. Doch ich musste eingestehen, dass meine
Kleidung gerade mal, wenn überhaupt, das Nötigste bedeckte.
Diese Kleidung hatten den Warentest schon mal nicht gewonnen.
Also ging ich mit der Frau mit, die sich mir als Yuna Ailin vorstellte.
"Wie ist das passiert?", fragte sie höflich, doch ich war mir nicht
sicher, ob ich es ihr erzählen sollte.
"Ich bin von einem Auto gefallen.", war meine knappe Antwort.
Ich war erleichtert, dass sie keine weiteren Fragen stellte, sondern
mir nur die neue Kleidung gab. Hinter einem Vorhang zog ich mich um
und Yuna Ailin begleitete mich wieder zurück in den Raum. Mein Blick
suchte gleich wieder Neon. Verdammt, er sah schlimmer aus und er
hatte die Augen geschlossen. Ohne überhaupt nachzu denken ging
ich zu ihm und drückte ihm mein Handgelenk sachte an die Lippen.
Mein Puls beschleunigte sich ein wenig. Würde ich einem Vampir
freiwillig mein Blut geben? Nicht einem Vampir, ihm!

Der Duft ihrer Haut stieg mir in die Nase und umnebelte meine Gedanken.
Nein. Sie wusste nicht, was sie tat.
Kraftlos schob ich ihre Hand weg.
Die Magierinnen waren schon verschwunden. Wenn es um Vampire ging,
und ihre Trinkgewohnheiten, wurden alle immer sehr scheigsam. Manche
Vampire waren grausam. Das war dann das Bild, das man im Kopf hatte.
Noch einmal tief einatmend Blickte ich Felizitas an. Ihr schien es wieder
gut zu gehen, jedoch schaute sie ein wenig verärgert drein und reichte
mir erneut ihr Handgelenk. Ein weiteres Mal schob ich es weg, dann schüttelte
den Kopf. "Du weißt nicht, was du mir anbietest." Flüsterte ich.
Seufzend holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche.
"Ich glaube, du hast noch deine Schlüssel bei mir. Fahren wir mit dem
Taxi." Schon wählte ich.
Ein kurzes Telefonat später, und ich ging mit langsamen Schritten Richtung
Ausgang.
Felizitas nagte an ihrer Unterlippe, die kurz darauf nachgab. Blut floss.
Den Duft ihres Blutes ignorierend öffnete ich die Tür und ein Schwall frischer
Luft peitschte mir ins Gesicht.
Meine Augen schlossen sich unfreiwillig.
Wie ich mich freute nach Hause zu kommen. Dort würde ich mir eine Blut-
konserve gönnen. Abgepacktes Blut wurde von meinen Verwandten mit
wiederwillen betrachtet, jedoch wollte ich keinem Menschen Schaden und
Leid zufügen. Die Opfer meiner Verwandten hatte ich immer behandelt und
alle Sprachen von fürchterlichen Schmerzen, die der Biss brachte.
Das könnte ich niemandem zufügen.

Es verärgerte sie wirklich, dass er ihr Handgelenk immer wieder zurück schob.
Warum trank er denn nicht? Das brauchten doch Vampire, wenn sie
ausgelaugt waren, oder? Und warum nahm er dann nicht meins? Bei
seinen Worten zogen sich meine Augenbrauen zusammen. "Ich weiß es.
Mein Blut. Du brauchst Blut, das sehe ich dir doch an. Irgendwas
haben sie doch mit dir gemacht! Vorher wast du doch nicht so schwach.
Neon.." Warum ich so darauf bestand, dass er von meinem Blut trank,
wusste ich nicht. War es einfach aus Fairness? Nun legte sie ihre Stirn in
Falten. Welche Schlüssel? Hatte ich meine Haustürschlüssel bei ihm liegen
lassen? Warum trank er denn nicht? Das Überlegen brachte mich wieder
dazu, an meiner Unterlippe zu knabbern. Ich merkte anfangs gar nicht,
dass Blut floss, erst als ich den Metallgeschmack in meinem Mund schmeckte.
Doch auch das lies ihn kalt. Schritt für Schritt folgte ich ihm. Während sie
auf das Taxi wartenden, sagte ich kein Wort, nur warf ich ab und zu einen
Blick auf meine Handgelenke. Sah die Adern darin, konnte meinen Puls spüren,
wenn ich meine Finger drauf legte. War es unrein? War das der Grund warum
er es nicht wollte? Hat die schwarze Magie es verunreinigt?
Die Taxifahrt verlief genau so schweigend. Erst als ich in der Türschwelle stand
erhob ich meine Stimme. "Warum willst du mein Blut nicht?", flüsterte ich erst.
Warum klang es so geknickt? Warum wollte ich über haupt, dass er es trank?
"Ist es schmutzig?", fragte ich weiter. Den Blick hatte ich nicht angehoben,
ich stand nur in der Tür und sah zu Boden.

Meine Hände hatten angefangen zu Zittern.
Die Taxifahrt war die Hölle.
Sie war ganz still geworden.
Sie saß ganz nah bei mir.
Immer wieder blickte sie auf ihr Handgelenk.
Ein Seufzen entfuhr mir.
Die Fahrt war endlich zuende.
Ich bezahlte schnell - viel zu viel. Ich drückte dem armen Mann
einen 500 Schein in die Hand.
An der Haustür sprach sie wieder.
Schmutzig?
Kraftlos trottete ich hinein. Im Wohnzimmer blieb ich stehen.
Felizitas schlich sich ganz nah an mich an.
Etwas überkam mich, und ich drückte sie an die Wand.
Sofort ließ ich sie los und wischte mir über mein Gesicht.
"Schmutzig ist dein Blut nicht. Definitiv nicht." Schluckend schüttelte ich
den Kopf. Ich konnte meinen Blick nicht von ihrer Halsschlagader lösen.
Ich musste es tun.
"Ich... ich will dir nicht wehtun. Es schmerzt, fürchterlich." Flüsterte ich.
Ein Beben durchfuhr meinen Körper.
"Ich will kein Monster sein."

Neon musste ziemlich aufgewühlt sein. Warum gab man sonst einem
Taxifahrer einen 500. Schein, wenn die Fahr ungefähr nur 10 gekostet
hatte. Aus meinem kleinen Versteck holte ich einen 20er Schein heraus
und nahm den 500ter wieder an mich. Der Taxifahrer blitzte mich an,
aber ich war schon aus dem Auto gestiegen. Ihm ging es doch schlecht!
Er trottete doch schon herum. Warum lies er sich denn von mir nicht
helfen? War ich so dreckig? Das schien mir die einzige Möglichkeit zu
sein. Fast tonlos ging ich auf ihn zu und blieb ganz nah bei ihm stehen.
So nah, dass wir uns schon fast berührten. Einige wenige Sekunden
standen wir so dort, doch von den einen Moment auf den anderen,
wurde ich gegen die Wand gedrückt. Luft wurde aus meiner Lunge
gedrückt, doch sonst reagierte ich nicht darauf. Brauchte ich auch
nicht, weil er mich schon gleich wieder losließ. Seine Worte erleichterten
mich, doch verwirrten sie auch. Was war dann der Grund? Lange musste
ich nicht warten. Meinen Blick behielt ich starr auf ihn gerichtet.
"Vielleicht willst du keins sein, aber du bist schon ein Monster. Genau
wie ich. Vampire, Werwölfe, Gestaltenwandler, Hexen - alle sind
Monster. Und Neon, carissimo..", ich sprach das italienische Wort fragend
aus, weil ich nicht wusste ob es richtig war,"..wenn es schmerzt, kann es
nicht mit dem mithalten, was ich heute schon erlebt habe, also werde ich
es kaum merken." Mit diesen Worten schob ich mein Haar auf eine Seite,
sodass mein Hals frei gelegt war.

Verwirrt stolperte ich zurück.
"Ich werde dir dadurch Leid zufügen, ich werde dir dadurch Leid zufügen..."
Immer und immer wieder wiederholte ich diese Worte.
In meinen 412 Jahren hatte ich nie von einem Lebewesen direkt getrunkten.
Wie konnte mein irrer Verstand nur eine Vision davon zulassen, wie ich meine
Fangzähne in ihrem Hals vergrub.
Weiter stolperte ich nach hinten, bis ich gegen das Sofa stieß und drauf fiel.
Erschöpft sank ich in mich zusammen.
"Du hast nicht gesehen, was Vampire anstellen. Ich habe es bei meinem
Vater gesehen, bei meinem Bruder. Gott, es ist so schrecklich. Sie saugen
sie fast aus und lassen sie einfach liegen. Meistens zerfetzen sie ihre Kehlen.
Häufig passiert noch mehr. Ich habe mich immer um die Opfer meines Vaters
und meines Bruders gekümmert. Manchmal kam jede Hilfe zu spät. Natürlich,
wir alle sind Monster."
Eine kurze Pause entstand und ich schloss die Augen.
Leise Schritte ertönten, dann war Felizitas über mir. Ich spürte es.
Langsam öffnete ich die Augen und blickte tief in ihre. Leise Sorge zeichnete sich ab.
"Ich bin 412, wusstest du das?" Bitter auflachend schüttelte ich den Kopf.
"In 412 Jahren ist mir nie der Gedanke gekommen, jemanden zu beißen,
und jetzt kommst du daher, und machst das zunichte."

Vielleicht sollte ich doch aufhören? Er schien über die Sache ziemlich
fertig zu sein. Ich blieb an der Wand stehen, als er sich immer weiter
von mir weg entfernte. Ich betrachtete alles stumm. Wie er von
seinem Bruder und seinem Vater erzählte. Es war nur eine Sache,
die er dabei vollkommen außer Acht lies. Leise näherte ich mich
ihm, bis ich wieder über ihn gebeugt da stand. Mein braunes Haar
fiel an meinem Gesicht herab und schloss sich um seines. Etwas
schockte mich sein Alter, aber ich hatte schon Wesen getroffen,
die deutlich älter waren als er. Mein Meister zum Beispiel, aber das
war jetzt nicht von Belang. Einer meiner Mundwinkel erhob sich und
es bildete sich ein schiefes Lächeln. "Tut mir leid, dass ich so
verführerisch bin, dass ich dich in Versuchung bringe.", das Lächeln
erstarb wieder, "Aber ist dir mal eine Sache in den Sinn gekommen?
Du bist ein Vampir, gut. Neon, du bist aber nicht dein Vater oder dein
Bruder. Wie kannst du wissen, dass du so grausam bist wie sie, wenn
du es selber nicht mal probiert hast. Ich wette du könntest sogar
einfacher es unterdrücken ihnen weh zu tun, weil du genau das weißt,
oder?" Jetzt hob ich eine Augenbraue an. "Und glaub mir, du bist
bewusstlos bevor du Blut sagen kannst, wenn ich will, dass du aufhörst."

Das war eine - verdammt noch 'mal, das war eine berechtigte Frage.
Kurz betrachtete ich sie stumm.
Felizitas richtete sich auf und starrte mich von oben her an.
Mit einem Seufzen setzte ich mich auf, und sie lächelte nur.
"Du - du würdest mir also dein Blut geben?" Fragte ich zögerlich.
Bestimmt nickte sie.
So langsam wurde mir echt mulmig zumute. In so einer Situation
war ich noch nie gewesen.
Ein totaler Schock durchfuhr mich, als sie sich auf meinen Schoß setzte
- damit ich besser an ihren Hals rankam.
Mit einer kurzen Handbewegung strich sie ihr Haar aus dem Weg
und lehnte sich etwas in meine Richtung.
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Zitternt atmete ich ein.
Jetzt war mir nicht nur mulmig - ich hatte Angst. Wirklich, wahrhaftige Angst.
Ich würde so enden wie meine Familie, da ... da war ich mir sicher...
"I-ich... ich habe A-angst." Jetzt fing ich sogar an zu stottern.

Ich sah in seinen Augen so etwas wie Erkenntnis. Gut gemacht,
da konnte er jetzt mal darüber nachdenken. Um ihn Platz dafür
zu machen, richtete ich mich wieder auf und sah ihn einfach
nur ruhig an. Als er sich nun auch aufsetzte, breitete sich ein
Lächeln auf meinem Gesicht aus. Bei seiner Frage, verdrehte
ich die Augen. "Würde ich sonst versuchen dich die ganze Zeit
zu überzeugen, dass du es schaffst?" Für einen Moment
blickte ich ihn noch an, dann hüpfte ich auf seinen Schoß
und stricht mein Haar zur seite. Würde er noch länger hadern,
wird es ihm nur noch schlechter gehen. Warum trank er denn
nicht einfach? Ich spürte immer noch keine Regung von ihm,
also richtete ich meine Augen wieder auf ihn aus und sah
richtige Angst in seinen. Meine Gesichtszüge wurden weicher.
Ich wusste nicht woher der Gedanke kam oder woher das
ganze plötzlich herkam, aber plötzlich lagen meine Lippen
auf seinen. Himmel, waren sie weich.. Meine Augenlider
flatterten zu. Millimeter löste ich mich wieder, damit ich
sprechen konnte. "Irgendwie vertraue ich dir, Neon. Und
du solltest mir vertrauen, dass ich auspasse, dass du nicht
brutal wirst wie sie." Damit sah ich ihn noch einmal fest in
die Augen und lehnte mich wieder, auch wenn widerstrebend,
zurück.

Ganz vorsichtig legte ich meine zitternde Hand auf die rechte Seite ihres Halses.
Dort konnte ich den Puls spüren. Wie das Hämmern einer Trommel. Ganz regel-
mäßig. Irgendwie schien mir das Kraft zu geben.
Millimeter für Millimeter bewegte ich meinen Kopf vor, um ihn an ihrem Hals zu
platzieren. Gott, sie roch so gut.
Dann lagen meine Lippen auf ihrer Halsschlagader. Ganz regelmäßig.
Ich atmete noch einmal tief ein, dann öffnete ich langsam meinen Mund. Ganz
sanft kratzten meine Fanzähne über ihre Haut.
Mit nur ganz wenig Druck versenkten sich meine Fänge in ihren Hals, dann floss
das warme Blut im Takt ihres Herzens auf meine Zunge.

Ich zwang meinen Puls gleichmäßig zu schlagen. Ich
wusste, dass er sofort aufhören würde, wenn er einen
unregelmäßigen hören würde. Doch je näher er mir
kam, desto schwerer wurde es für mich. Aber ich hielt
stand, sogar noch als seine Lippen sich auf meiner
Halsschlagader befanden. Bei dem Schaben seiner
Fänge über meiner Haut, lief mir ein angenehmer
Schauer über den Rücken. Dann gab es ein ganz
leises 'Plop' und seine Fangzähne steckten in meiner
Haut. Erst floss das Blut in seine Mundhöle, aber dann
begann er zu ziehen?, konnte man es damit
beschreibenn?, egal was es war, es brachte nichts von
Schmerzen mit sich eher etwas mit Freude. Erneut lief
mir ein Schauer über den Rücken. Ich lies ihn einfach
nur trinken und lehnte mich an ihn.

Nach einem kurzen Moment begann ich leicht zu saugen.
Meine Güte, der Geschmackt brachte mich beinahe um den Verstand.
Und wie sie sich dann an mich lehnte.
Mich überkam ein Schauer.
Nie hätte ich mir den Geschmack so vorgestellt.
Als es noch keine Blutbank gegeben hatte, bei der ich mich versorgen
konnte, hatte ich es von kürzlich Verstorbenen abgeknüpft. Keiner
kam zu Schaden. Das Blut der Toten schmeckte bitter - das Apgepackte
Blut aus der Blutbank schmeckte noch eisern dazu.
Aber Felizitas' Blut.
Ein erneuter Schauer erfasste mich.
Ich konnte es nicht abschätzen. Hatte ich schon zu viel getrunken?
In plötzlicher Panik löste ich mich von ihr und verschloss die Wunde mit
ein paar Blutstropfen.

Ich fühlte nur noch, wie er sich von mir löste, doch löste ich mich nicht von ihm.
"Warum hörst du auf?", schnurrte ich vor mich hin.
Diese Frage stellte ich mir wirklich, es hatte sich so gut angefühlt.
Dann gab ich ihm einen Klaps auf den Oberarm.
"Danke für's Erschrecken vorher. Du sagst die ganze Zeit, es tut weh, es tut weh, es tut weh. Dabei fühlt es sich wunderbar an! Würden es alle Vampire so machen, man würde euch zu Füßen liegen."
Nun richtete ich mich wieder auf und sah ihn forschend an.
"Wie geht's dir?"

Es überraschte mich, als Felizitas mich fragte, warum ich aufhöre.
Es überraschte und verwirrte mich.
Auch ihre weiteren Worte bildeten größere Verwirrung in mir.
Es tat nicht weh - fühlte sich wunderbar an?!?
Ich verstand die Welt nicht mehr.
Die Opfer der anderen hatten von höllischen Schmerzen gesprochen...
Dann sah sie mich an und fragte mich, wie es mir ginge.
"Äh..." War das Einzige, das ich herausbekam.
Eine Welle der Energie durchschwappte meinen Körper. Ich hatte immer
nur von gewöhnlichen Menschen getrunken, nicht aber von einem
magischen Wesen. Ich fühlte mich so stark.
Als ich ihr dann tief in die Augen blickte, konnte man es praktisch
Knistern hören.
Langsam lehnte ich mich vor - um ihr die Möglichkeit zu geben auch
noch einmal auszuweichen - um sie zu küssen.

Ich konnte schon fast sehen, wie mein Blut ihm Energie und macht gab. Es ging in leichten Wellen von ihm ab. Ein leichtes Laecheln machte sich auf meinen Lippen breit. Es erfuellte mich irgendwie mit Stolz, dass mein Blut dies verbracht hatte. Ich fühlte ihn eher näher kommen, als dass ich ihn näher kommen sah, was irgendwie eigentlich komisch war, aber meine Gedanken waren wo anders. Als seine Lippen meine berührten, fing mein ganzer Körper an zu gribbeln. Es war fast so als würde das Gefühl, welches ich beim Biss hatte, wieder aufleben, auch wenn geschächter. Aber seine Lippen... ich hatte recht gehabt, sie waren zum Küssen gemacht. Ich bewegte meine Lippen und dachte an nichts anderes mehr.

So küssten wir uns eine kurze Weile, bis ich mich sanft von Felizitas löste und meinen Kopf
ein kleines Stück zurückzog.
"Maledizzione, bambina! Du machst mich wahnsinnig. Dabei kenne ich dich erst seit ein
paar Stunden."
Meine Hand strich sanft über ihre Haare, und ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus.
Es war ein mir neues Gefühl. Es war nicht schlecht - keineswegs. Ich genoss es.
"Bist du dir sicher, dass du mich nicht verzaubert hast? Du wärst definitiv stark genug wärst
du dafür."

Verwirrt hob ich meine Augenbraue hoch. Mein Kopf war immer noch benebelt. Ich konnte sogar noch seine Lippen auf meinen schmecken. Meine Zungenspitze fuhr darüber. Hm..
Dann kam ich aber wieder zurück. "Ich glaub, ich werde mal Italienisch lernen müssen."
Erst jetzt erreichten mich seine Worte vollkommen und ich musste lächeln. Es war gut zu wissen, dass ich ihn wahnsinnig machte, weil er das Gleiche mit mir tat.
Während er mir über die Haare strich, lehnte ich mich an ihn. Normalerweise wäre es mir zuwider, aber bei ihm schien es mir normal, als wäre es schon immer so gewesen.
Ein leises Lachen entwich mir.
"Glaubst du das wirklich von mir?"

Sanft küsste ich ihren Hals und blickte ihr danach tief in die Augen.
"Bambina, Italienisch ist eine wundervolle Sprache. Am besten lernt man wie ein
kleines Kind. Learning by doing. Ich besitze in Italien ein Anwesen. Direkt am
Meer.
Und ja, anima mia, ich könnte mir das schon bei dir vorstellen."

Mit den ganzen Fremden Wörtern verdrehte er mir den Kopf.
Die dazu passende Stimme, verschlimmerte es nur noch.
Ein wenig lehnte ich mich zurück, sodass ich ihn ansehen konnte.
Das Lächeln auf meinen Lippen legte sich schief und wirkte neckisch.
"Soll das eine Verlockung sein, Neon?"
Kichernd schüttelte ich den Kopf.
"Ich habe zwar einen Liebestrank bei mir Zuhause, aber wie hätte
ich ihn dir untermischen sollen?"
Konnte man eigentlich..? Schnell schickte ich meine Worte
noch hinterher.
"Was bedeuetet eigentlich Bambina? Kann ich mir da eine Eselsbrücke
zu Bambi machen?"

Sanft strich ich Felizitas über die Haare. Ich liebte ihre Haare.
Sie waren so schön weich.
Meine Hand verließ ihre Haare, um ihr auf die Nase zu tippen.
"Bambina?" Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und wärmte mir das Herz.
"Nicht ganz. Es bedeutet so viel wie 'kleines Mädchen', Dolcezza."
Mehrere Augenblicke verstrichen, in denen wir uns nur in die Augen blickten, bis mich
ein Schrecken durchfuhr, als die Türklingel losging.

Langsam und vorsichtig richtete ich mich auf.
Es schien nicht so als würde Neon noch Besuch er-
warten. Misstrauisch blickte ich zur Tür. Konnte
man es mir verübeln, bei den vielen die auf mich
angesetzt waren? Doch lange blieb
mein Blick nicht darauf. Ich sah ihn an und sagte:
"Ich mag die Aura nicht, die dein Gast abgibt.
Es wäre besser, wenn ich verschwinde."
Ohne einen Ton von mir zu geben, stand ich
vom Sofa auf. "Ich komme wieder."
Schon war ich weg.

"D- h- nein!" rief ich ihr noch hinterher aber Felizitas war schon weg.
Sie mochte die Aura meines Gastes nicht? Faszinierend. War sie nicht unanders der meinen.
Es war einer meiner nahen Verwandten, um genau zu sein mein Bruder, das konnte ich schon
an seiner Aura erkennen.
"Damien, komm rein." Rief ich und schon stand er vor mir.
"Wow, wasn daaaas? Haste 'ne Freundin oder was geht aaaaaaaaab?" Mein Bruder kannte nicht die feine Englische Art, wenn man das so sagen konnte.
"Woaahhh, Aaaalter! Altahhhh! Du hast von ihr getrunken, nicht?" Er hob die Hand, während ich ihn
mehr als nur leicht skeptisch anblickte. "Altah, gib check, 'ne, her mit der Flosse!"
Wie er sich so entwickelt hatte, hatte ich keine Ahnung. Aber er war ein Kind der neuen Zeit, also
war er nicht besonders alt, vielleicht lag es daran. Vielleicht lag es auch an seinem niedrigen IQ.
Wer weiß.
"Damien, was möchtest du?"
Mein Bruder ließ den Arm sinken und schmiss sich auf einen der Sessel.
"Altah! Unser Vadder is echt uncool, 'ne? Der hat mich rausgeschmissen."
Meine Geduld ließ nach. Ich wollte Feli nachjagen und nicht Zeit mit meinem ungehobelten
Bruder verbringen.
"Und was hat das mit mir zu tun?"
Damiens Blick verwässerte sich und er schaute mich hilflos an.
"Ich fleh dich an, lass mich hier abhängen. Nur ein wenig. Ich bin blank, ich schwör."
Meine Augen schlossen sich und ich überlegte für einen Moment.
"Du bleibst aber nicht lange, okay?"
Das Lächeln, dass mir mein Bruder schenkte war strahlend. Kein wunder, dass die Frauen
reihenweise auf ihn flogen. Und wenn er wollte, konnte er auch einigermaßen normal reden,
aber das passierte nur, wenn er mit Frauen sprach.
"So, ich bin jetzt weg. Du weiß wo alles ist."
Damit stand ich auf und ging aus der Tür. Ich musste Feli finden.
Ihr Blut war stark in meinen Venen und es war wie ein Band, das mich zu ihr Zog. Soetwas hatte
ich noch nie gespürt. Sie saß im Park auf einer Parkbank und blickte den See an.
Langsam und lautlos näherte ich mich und verschloss ihr dann die Augen mit meinen Händen.
"Buh."