Die Neue in der Klasse

Chris drückte mir einen Kuss auf den Hals
und ich schaute das Mädchen an. Sie
lächelte als sie meinen Blick bemerkte
und ich lächelte zurück. Ihr Lächeln hatte
eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von Chris.

Mit der Bestellung von Yu und den anderen auf
einem Tablett, lief ich zu ihnen. Lächelnd schaute
ich zu dem Mädchen mit den hellblonden Haaren, das
sich eben dazugesetzt hatte. "Darf ich dir auch
irgendetwas bringen?"

Ich stöhnte auf und griff mir an den Kopf als mich ein stechender
Schmerz durchfuhr.
Schmutzige Genugtuung schwappte über mich hinweg. Decius.

Ich starrte dieses Mädchen an. Sie kam mir so bekannt vor.
Plötzlich drehte sie sich zu mir um.
Natürlich wurde ich rot.
"Entschuldige, dich so angestarrt zu haben, aber du kommst
mir bekannt vor."
Ein Geistesblitz.
"Natürlich." Murmelte ich und holte das Iphone aus der Tasche,
das Yu mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Chris und Amelie
hatten auch eins bekommen.
Das war typisch Yu.
Ich tippte ein wenig darauf herum und schon bekam ich die
Antwort. Gesehen hatte ich sie schon einmal, und zwar auf einem
Foto auf dem eine kleine Gruppe der in Sharrasaah ansässigen
Jaguare.

Ich lehnte mich zu Jan als er etwas in sein Iphone eintippte.
Es war eine Gruppe von Jaguaren, soweit ich das richtig gelesen
hatte. Erst verstand ich nicht, worauf er hinauswollte, bis er ein
wenig hineinzoomte.
Neben dem Mädchen stand eine Frau.
"Chris? Ist das nicht deine Tante?"

Jan hielt mir das Handy hin und erkannte meine Tante sofort.
"Ja, ja das ist sie."

Ich brauchte einen guten Plan um Kristjana für mich zu gewinnen.
Es musste etwas großes sein, aber trotzdem nicht sofort ersichtlich.
Ich konnte ja schlecht zu ihr gehen, sie in meine Höle schleifen
wie ein Höhlenmensch und dann mit einem Liebeszauber belegen.
Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen. Pain könnte ich soetwas
zutrauen.

Ich verneinte die Anfrage der Kellnerin, ob ich denn etwas haben wollte.
Dann drehte ich mich zu Christian und dem I-Phone. Dort war ein Bild
meines Rudels zu sehen - jedenfalls ein Bruchteil davon. Auf diesem
Bild war ich und meine Mutter zu sehen.
Mir schossen Hunderte von Sachen durch den Kopf.
Sie durften vorerst nicht wissen, wer ich war.
"Das ist deine Tante? Maeve?" Ein Grinsen meinerseits. "Dann bist du
sicher Lucas? Nicht? Dann Christian! Maeve redet nur über euch. Ihr
seid der "einzige Stolz" der Familie, wie sie sagt."
Jetzt konnte ich nur hoffen, dass sie meine kleine Lüge nicht erkennen
würden.

Was für eine Schlampe. Sie log, und zwar sowas von.
Ich ließ mir nichts anmerken und setzte wieder meine "extrem niedlich,
ich bin sowas von nett, ich könnte keiner Fliege etwas antun" Maske auf.
Bis jetzt war mir niemand auf die Schliche gekommen. Das Böse kommt
meist unverhofft, und so täuschte ich alle.
Meine mentalen Schilde waren stark, so stark, dass sie niemand durch-
brechen konnte. Eine meiner Stärken.
Langsam ging ich zu Quentin, stellte mich neben ihn und legte ihm eine
Hand auf den Arm.
"Wir entschuldigen uns vielmals bei euch. Wir wollten euch nicht stören.
Es war nur so, dass wir dich fragen sollten, ob du nicht eine Aussage
machen könntest. Wegen Sascha." Sagte ich beschwichtigend in meiner
leisen, ruhigen und piepsigen Stimme, die ich mir angewöhnt hatte.
Meine richtige Stimme kam bei niemanden gut an, wenn er die "unschuldige"
Serenity sah. Meine echte Stimme war tiefer, rauchiger und um einiges sinnlicher.

(Wenn du mir schon so eine Vorlage gibst, Beth, dann muss ich das einmal Ausnutzen xD)

Meine shellan liebte mich noch nicht so, wie sie sollte.
Ich überlegte hin und her, kam dann nach Stunden auf ein Ergebnis.
Ein Liebeszauber!
Sofort dematerialisierte ich mich und tauchte bei einer alten Freundin auf,
die mir noch etwas schuldete.

Genugtuung schlug mir von diesem Engel entgegen.
Decius hieß er, jedenfalls glaubte ich das. Er war mir schon
mehrere Male aufgefallen. Doch nun hatte er sich etwas
geleistet, das ich nicht hinnehmen konnte.
Serafina hatte Schmerzen, und er war der, der ihr diese
zugefügt hatte.
Ich wusste, wie ich Serafina jetzt vor meinem Angriff
schützen konnte, und so tat ich das.
Leise stürzte ich mich auf Decius und umklammerte seinen
Hals von hinten.
Meine Stimme war leise und gefährlich, als ich die nächsten
Worte flüsterte: "Du wirst sie nie wieder angreifen, sonst
wird dir schlimmeres erfahren, als es deine Meisterin dir
je zufügen könnte. Ich weiß, dass sie einen Gefühlsstein
hat, aber Empathen sind stärker. Mit nur einem Gedanken
kann ich deine Seele zerreißen, und ich hätte größtes
Vergnügen dabei."
Ich unterstrich meine Worte noch mit einem starken Angriff
von Angst, Wut, Verzweiflung und Schuld.
Mir bereitete der Angriff keine Schmerzen mehr. Ich hatte
mich daran gewöhnt.

Ich trat näher an ihn heran und manipulierte seine Gefühle, bis
er sich ganz gelassen, gar fröhlich fühlte.
Meine Augen bohrten sich in seine.
Adam sackte weiter in die Gelassenheit.
"Ich werde sie töten, deine Serafina, sobald du keine Kontrolle
mehr über sie hast. Ganz langsam. Jeden ihrer Schreie werde ich
einfangen, ihre Qual genießen, und du wirst Nichts anrichten können."
Ein Keim von Wut stieg in ihm auf, aber ich unterdrückte ihn.
Sie zu töten würde Adam sicher einen harten gut plazierten Schlag
verpassen.

Anscheinend waren alle im Futtereck versorgt, denn es kam
keine Bestellung mehr rein.
Es konnte nicht schaden meinen Bruder zu sehen, oder?
Also kam ich aus der Küche und ging herüber zu dem Tisch
an dem sie saßen.
Yu, Chris, Jan.
Dann waren da noch zwei Mädchen. Beide lehnten sich vor um
das Display eine I-Phones anzuschauen.
Die eine war rothaarig und ihre Augen waren so dunkel, sodass
sie schwarz wirkten. Oder waren sie wirklich schwarz?
Nebenbei bemerkte ich, dass Chris und sie Händchen hielten.
Wie niedlich. Seine Freundin? Fragte ich mich selbst.
Das andere war blond, ein grelles Blond, dass jedoch natürlich
wirkte.
Ich stellte mich hinter Chris Stuhl und betrachtete das Bild.
"Hey schau 'mal. Da ist unser Tantchen."

Hilfesuchend schaute ich mich um.
"Unseren Vater?"
Ich lehnte mich vor und legte dem Mädchen eine
Hand auf die Schulter.
"Den wirst du nicht kennenlernen können. Er hat dich
verschmäht, indem er dich nicht anerkannt hat."
Blaue Augen mit roten Flammen blickten mich an.
Sie hatte Tränen in den Augen.
"Das hat er mit mir auch getan. Nur weil mein - unserer
Bruder mich damals aufgenommen hat, habe ich über-
lebt. Er war der älteste rechtmäßige Sohn, und ihm hätte
alles gehören können, aber er hat alle für mich aufge-
geben. Seit dem hat er nie wieder etwas von unserem
Vater gehört."

Böse starrte ich sie an. Zumindest wollte ich das, doch
die plötzliche Gelassenheit, ja beinahe gute Laune die
sich in mir ausbreitete, kam mir in den Weg. Ein eindeutiger
Beweis ihrer Fähigkeiten. "Wenn du ihr auch nur ein Haar
krümmst", meine Worte hörten sich durch die Ruhe, die mich
durchströmte nur halb so bedrohlich an, wie beabsichtigt,"dann
werde ich derjenige sein, der dich zerreißt."

Ich befreite mich aus seinem Griff und fasste
mir an den Hals. Zerknirscht starrte ich ihn an.
"Verdammter Empath!", zischte ich. Ich wollte
noch etwas sagen, aber ich überlegte es mir
anders und drehte mich um. Schnell verschwand
ich in Richtung meines Gemaches.

Was für eine erschreckende Szene.
Und eigentlich hätte ich die Gefühle der Beiden fühlen müssen, aber
ich tat es nicht.
Wieso nicht?
Das frustriete mich ein wenig.
Ich konnte sie nicht mehr einschätzen.
Empath?
Decius bog um eine Ecke.
"E-Empath?"

"Ah ja? Sagt sie das?" Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Ich bin Christian, und das -" Ich schaute hoch zu Luc,
"- ist Lucas."
Mein Blick fiel wieder auf das Mädchen.
"Und du bist bei meiner Tante im Rudel? Wie ist
dein Name? Vielleicht kennen wir dich ja - wenn auch
nur vom Hörensagen."

"Ach ja?" Ich zog eine Augenbraue nach oben und schickte meinem Gegenüber eine Welle
purer Freude. "Ich bin stärker als du, das weißt du ganz genau. Du wirst nichts anrichten
können. Dein kleiner Schützling wird sterben, aber vorher wird ihr Leben eine Qual werden.
Sie wird mich anbetteln zu sterben. Und du wirst dabei zusehen müssen. Du wirst meine
Bannzauber nicht durchbrechen können. Selbst dafür besitzt du nicht die Macht." Ein leises
Kichern entfuhr mir. "Sie wird immer wieder zu dir Blicken, deinen Namen schreien, doch du
kannst nichts machen." Eine weitere Welle der Freude. "Sag einmal, du scheinst dich darüber
sogar zu freuen." Den letzten Satz sagte ich ganz unschuldig, als wäre ich mir nicht klar
darüber, was ich tat.

"Schön euch endlich kennen zu lernen." Ich lächelte. "Ich glaube nicht, dass ihr mit meinem
Namen etwas anfangen könnt. Meine Name ist Abby Bennett. Und fall mich nicht alles täuscht
soll ich für die nächsten paar Monate bei euch bleiben. So war es mit eurer Mutter abgesprochen."

Ich schüttelte im Geiste meinen Kopf. Diese Serenity hatte einfach nicht das Zeug zum Schatten.
Sie war eigendlich hübsch, nutzte dies aber nie aus. Und außerdem konnte sie keiner Fliege et-
was antun.
Dann noch ihre Stimme.
"Der Boss soll mir die Informationen auf einem Kristall zusenden."

Ich drehte mich zu Serafina um.
Sie starrte mich nur an. Dann flüsterte sie nur ein Wort.
"E-Empath?"
Sollte ich versuchen mich herauszureden, oder sollte ich es ihr sagen?
Anscheinend deutete sie meine Stille als Zustimmung, denn ihre Augen
wurden größer und ein Glitzern durchfuhr sie. Ihre Verwunderung wandel-
te sich in Freude.
Ein seufzen entfuhr mir.
"Du bist nicht die Einzige, Serafina."

Tränen stiegen mir in die Augen.
"Ich bin nicht die Einzige."
Pure Freude breitete in mir aus.
Plötzlich spürte ich, wie mir leicht schwindelig wurde - anscheinend hatte ich angefangen zu
hyperventilieren.
Langsam kippte die Welt. Zuerst konnte ich keinen Sinn daraus machen, aber dann fingen
mich zwei starke Arme auf. Anscheinend war ich umgekippt.
"Und ich dachte immer, ich sei allein."

(XD )

"Ähm, keine Ahnung."
Ich schaute hoch zu meinem Bruder, doch der zuckte nur mit den Achseln.
Mein Blick wanderte wieder zu Abby. "Kann sein."

"Bennett? Heißt nicht eure Tante auch Bennett mit Nachnamen?"
Lucas nickte.
Hmmm... aber nun gut.
"Mann, es gibt wirklich viele Bennetts du bist die 22 oder so, die ich treffe,
die auch Bennett heißt." Ich grinste.